Protest mit Kompostklo: Leipziger demonstrieren für den Erhalt vom Wagenplatz „Karl Helga“

Auf der Sachsenbrücke haben Menschen für den Erhalt des Wagenplatzes „Karl Helga“ in Plagwitz demonstriert. Auch dabei: eine besonders ressourcenschonende Toilette, die die Vorteile der Wohnform zeigen soll.

„Die Stadt sollte mutig sein und Stellung beziehen!“, fordert Christof Neubauer. Er ist am Montag zur Sachsenbrücke gekommen, um für den Erhalt des Wagenplates „Karl Helga“ zu demonstrieren. Der 37-Jährige selbst lebt nicht auf dem Platz in der Klingenstraße, verbringt jedoch viel Zeit dort. Der Ort ist ihm wichtig. Er findet, dass Wagenplätze eine bedeutende Rolle für Natur und Kultur in der Stadt spielen. „Die meisten Wagenplätze öffnen regelmäßig ihr Wohnzimmer für Gäste und bieten Platz für Konzerte, Lesungen und Vorträge“, so Neubauer.

Doch für „Karl Helga“ könnte bald Schluss sein. Denn der Besitzer des Grundstücks, auf dem aktuell ungefähr 60 Wägen stehen, hat eine Baunafrage an die Stadtverwaltung gestellt. Genauer gesagt: eine Bauvoranfrage. Aktueller Besitzer ist die CG Elementum AG. Die Anfrage wird momentan von der Stadt geprüft.

Teilnehmer aus anderen Städten kommen zur Unterstützung von „Karl Helga“

Die Bewohnerinnen und Bewohner des Platzes hoffen, dass die Stadt keine Bebauung zulässt. Um Aufmerksamkeit zu schaffen, ist ein Vernetzungstreffen von Unterstützern aus verschiedenen Orten in Leipzig geplant. Damit soll der Wagenplatz unterstützt werden. Viele der Teilnehmenden sind bei Demonstration.

„Sogar aus der Schweiz sind Leute zum Vernetzungstreffen angereist“, erzählt Leo, der auf dem Wagenplatz in Plagwitz wohnt. Er empfindet die aktuelle Situation als sehr belastend. Er erzählt: „Man wohnt ständig mit der Angst verdrängt zu werden. Das raubt enorm viel Kraft.“ Nicht nur das: „Auch Bands die bei uns proben und Jugendliche die sich dort treffen, wären von einer Räumung betroffen“, sagt er.

„Ich habe den Eindruck, dass die Stadt weiß, was sie an solchen alternativen und unkommerziellen Orten wie Karl Helga hat.“ Trotzdem ließe sich der Kontakt aus Leos Sicht noch ausbauen. Auch mit Blick auf den Klimawandel sei das Leben auf dem Wagenplatz gut für die Stadt. „Frischluftschneisen und alternative Wohnformen, die besonders klima- und ressourcenschonend sind, sollten unbedingt erhalten bleiben“, findet der Wagenplatz-Bewohner.

Um zu zeigen, wie nachhaltig die Bewohnenden des Wagenplatzes leben, haben sie ein Kompostklo mit zur Kundgebung genommen. Die Fäkalien zersetzen sich in der Toilette, so dass kein Wasser benötigt wird. Nach einiger Zeit entsteht Erde.